Der Fachbereich Theologie trauert um Landesbischof i.R. Dr. Johannes Friedrich

Der Fachbereich Evangelische Theologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg trauert um Landesbischof i.R. Dr. Johannes Friedrich.
Johannes Friedrich ist nach langer Krankheit im Alter von 77 Jahren am 3. September im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen. Sein Leben war aufs Engste mit Erlangen und Franken verbunden. Er wuchs in Erlangen als Sohn des Neutestamentlers an unserer Fakultät und ehemaligen Rektors der Universität, Gerhard Friedrich, auf, war in Nürnberg zunächst Studentenpfarrer und nach seiner Zeit als Propst in Jerusalem Stadtdekan, bevor er 1999 zum Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern gewählt wurde. Nach dem Ende seiner Amtszeit als Bischof kehrte er nach Franken zurück, wirkte von 2012 bis 2013 als Dorfpfarrer in Bertholdsdorf und lebte nach seiner Pensionierung bis zu seinem Tod, zuletzt in Nürnberg.
Johannes Friedrich war ein beeindruckender Glaubenszeuge, der zeitlebens deutlich machte, dass Kirchenleitung aus dem Hören auf die biblische Botschaft lebt und im Gespräch mit anderen den eigenen Horizont weitet. Dialogbereitschaft, Kompromissfähigkeit, Ernsthaftigkeit wie Lebensfreude, Neugier auf Neues, Gestaltungswille, Teamgeist und persönliche Bescheidenheit zeichneten ihn aus.
Als Fachbereich sind wir dankbar, wie eng Johannes Friedrich Glaubenszeugnis, kirchenleitendes Handeln und theologisches Denken miteinander verbunden hat. Geprägt durch den von ihm verehrten Vater legte er selbst eine neutestamentliche Promotion vor und war Vorsitzender des synodalen Grundfragenausschusses. Zudem übernahm er auf evangelisch-kirchlichen wie ökumenischen Ebenen vielfältige Aufgaben in theologischen Fachgremien bis hin zum interreligiösen Dialog mit Judentum und Islam. Dass im besten Sinne Luthers in all seinem Wirken die Bibel im Zentrum stand, zeigt nicht nur seine beständige Predigttätigkeit, sondern auch sein Engagement für die Verbreitung unserer zentralen Glaubensquelle. So leitete er von 2009 bis 2017 als Vorsitzender die Vollversammlung und den Aufsichtsrat der Bibelgesellschaft und trieb als langjähriger Verwaltungsratsvorsitzender die Einrichtung des Bibelzentrums Bayern maßgeblich voran.
In einer Zeit, in der das Zusammenspiel von akademischer Theologie und Kirche vielfältig herausgefordert ist, bezeugt das Lebenswerk von Johannes Friedrich, wie sehr beides zusammengehört – reflektiert und lebensnah. Für alle seine Impulse, auch die kritischen – sprich: unterscheidenden –, sind wir ihm zutiefst dankbar. In Gedanken und Gebet sind wir bei seiner Frau, seinen Töchtern und seiner Familie. Möge er Shalom gefunden haben.