Promotion Julia Zeilmann

Symbolbild zum Artikel. Der Link öffnet das Bild in einer großen Anzeige.

Julia Zeilmann promovierte über  „Universales Heil als Erfüllung. Die Ausweitung des Heils auf die Völker im Matthäusevangelium als Etappe in der Heilsgeschichte Israels“.

Im Matthäusevangelium finden sich sowohl Aussagen, die Jesu Wirken nur auf Israel beziehen (vgl. Mt 15,24), als auch Aussagen, die auf eine universale Dimension der Wirksamkeit Jesu und seiner Jüngerschaft schließen lassen (vgl. Mt 24,14; 28,16–20). Diese Spannung zwischen Israelbezogenheit und Universalität ist damit zu erklären, dass das Matthäusevangelium die Ausweitung des Heils auf die nichtisraelitischen Völker (vgl. Mt 28,19f.) als ein Geschehen innerhalb der Heilsgeschichte Israels versteht: Im Zuge der endzeitlichen Zuwendung Gottes zu Israel, die das Matthäusevangelium im Auftreten Jesu als gekommen ansieht, erreicht das Heil auch die Völker. Dabei stehen universal ausgerichtete alttestamentliche Verheißungen wie Gen 12,3; Jes 56; 66 im Hintergrund. Der Irdische ruft Israel in seine Rolle als Licht der Welt (vgl. Mt 5,14). Dabei könnte die jesajanische Vorstellung vom Gottesknecht im Hintergrund stehen, der zum Licht der Völker wird (vgl. Jes 42,1ff.). Obwohl die Mehrheit in Israel, allen voran Israels Anführer, Jesu Wirken nicht als Eingreifen Gottes in die Heilsgeschichte Israels erkennt und durch ihr Verhalten das Heil gefährdet, vertritt das Matthäusevangelium nicht die Meinung, dass Israel verworfen wird und das Heil anstelle Israels den Völkern zukommt. Es differenziert vielmehr innerhalb Israels zwischen denjenigen, die sich Jesus anschließen und denjenigen, die Gottes Handeln in Israels Heilsgeschichte verkennen. Als Kollektiv betrachtet behält Israel also seine Sonderstellung, weil die nichtisraelitischen Völker nur aufgrund der Zuwendung Gottes Israel Zugang zum Heil erhalten. Im Blick auf das Individuum aber haben am Ende der Lektüre des Evangeliums Israeliten und Menschen aus den Völkern gleichermaßen die Möglichkeit, zum Heil zu kommen, indem sie glauben und Frucht bringen. Dieser neuen heilsgeschichtlichen Situation entsprechend legt der matthäische Jesus auch die Tora aus: Er gewichtet die Gebote unter Berufung auf Hos 6,6LXX (vgl. Mt 9,13; 12,7) und ordnet soziale Gebote den rituellen vor, weil dies ein Zusammenleben von Israeliten und Menschen aus nichtisraelitischen Völkern in der Nachfolge Jesu ermöglicht. Somit ist das Gottesvolk am Ende der Lektüre primär ethisch zu definieren: Wer – unabhängig von seiner ethnischen Herkunft – in Jesu Wirken Gottes Eingreifen in Israels Geschichte erkennt, in Jesu Nachfolge eintritt und der besseren Gerechtigkeit (vgl. Mt 5,20) gemäß lebt, darf auf Rettung aus den Sünden hoffen (vgl. Mt 1,21; 26,28) und sich zu denen zählen, die Jesus „Immanuel“ nennen (vgl. Mt 1,23) und durch ihn Gottes Mit-Sein erfahren. Diese werden zum Gerichtskriterium für die Völker: Mt 24,29–31; 25,31–46 führen analog zu Gen 12,3LXX den Gedanken aus, dass sich am Verhalten gegenüber Israel – hier: am Verhalten gegenüber der Jüngerschaft Jesu als dem Teil Israels, der Gottes Willen getan hat – das Heil für „alle Völker“ (Mt 25,32) entscheidet.

Am 21.03.2025 schloss sie ihr Promotionsvorhaben mit dem Rigorosum erfolgreich ab.